Lehrausgang Wintertagung
Die diesjährige Wintertagung in Wien dauerte von 21. Bis 30. Januar. Am Dienstag, dem Eröffnungstag, war auch die HLA durch den 4. und 5. Jahrgang vertreten.
Das Thema war „Von Almen zu Palmen“ und so sollte groß thematisiert werden, wie man die Landwirtschaft in Zeiten des Klimawandels zukunftsfähiger machen kann und wie man die zukünftigen Probleme am besten löst.
Der Dienstag stand unter dem Motto Agrarpolitik. Daher konnten wir Ansichten von zahlreichen prominenten Politikern und Politikerinnen vor Ort kennenlernen.
Gestartet wurde die Wintertagung mit der Eröffnungsansprache von Landesrat Stephan Pernkopf, dem Präsidenten des „Ökosozialen Forums Österreich“. In seiner Rede betonte er mehrfach, dass die Landwirtschaft Teil der Lösung des Klimawandels ist und nicht wie in letzter Zeit fälschlicherweise verbreitet das Hauptproblem. So betonte er wiederholt, dass die Landwirtschaft etwa das dreifach ihrer eigenen Emissionen bindet und somit einen wichtigen Teil zum Klimaschutz beitragen. Auf dieser Erkenntnis basierend fordert er, dass die Europäische Union schnellstmöglich Klimazölle auf importierte Produkte einführt, um so die heimische Landwirtschaft zu stärken und für den Klimaschutz zu belohnen.
Als landwirtschaftlicher Spitzenvertreter war Janusz Wojciechowski auf der Wintertagung persönlich vertreten. Er ist seit 1. Dezember 2019 EU- Kommissar für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung. In seiner Rede nahm er auf LR Pernkopf Bezug und lobte Österreich, das schon früh mit dem „Green Deal“ begonnen hat und große Erfolge erzielen konnte.
Weiters war Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger persönlich war vertreten. Ihr persönliches Anliegen in der neuen Regierung ist es, dass die Kürzungen des EU-Agrarbudgets bestmöglich ausgeglichen werden.
Nachdem weitere Politiker und Politikerinnen, unter anderem der Vorsitzende des Agrarausschusses des Europäischen Parlamentes Norbert Lins aus Baden Württemberg eine Podiumsdiskussion geführt hatten, gab es eine kurze Pause und am Nachmittag ein dichtes Programm von drei interessanten Fachvorträgen.
Der erste Nachmittagsvortrag wurde von Professor Michael Rast gehalten, dem Vorsitzenden der Europäischen Raumfahragentur- ESA. In seinem Vortrag erklärte er, wie die verschiedenen Satellitensysteme der ESA Nutzen für die Landwirtschaft bringen. Mit den Satelliten kann beispielsweise die Bodenfeuchtigkeit gemessen werden oder der Humusgehalt im Boden, außerdem sind genaueste Vermessungen der Grundstücke möglich. Er zeigt auf Folien, wie sich die Dürre im Jahr 2018 auf das Reifeverhalten verschiedener Getreidesorten auswirkt. Außerdem ist es ersichtlich, wie groß der Einfluss von Winterbegrünung auf den Humus Gehalt im Boden ist.
Im zweiten Vortrag, der von Michael Horsch gehalten wurde, ging es um die landwirtschaftliche Praxis in Zeiten des Klimawandels und wie wir deswegen in Zukunft wirtschaften müssen. Michael Horsch ist Leiter der HORSCH Maschinen GmbH. Dieses Unternehmen produziert landwirtschaftliche Maschinen zur Bodenbearbeitung für die Sätechnik und für den Pflanzenschutz. Herr Horsch fühlt sich mitverantwortlich für Biodiversitätsverluste und das Bienensterben. Hierbei wies er das Publikum ausdrücklich darauf hin, auf die Karenzzeit von Pflanzenschutzmitteln zu achten und diese in richtiger Dosierung einzusetzen. Im Vortrag demonstrierte er den Rückgang der Nährstoffdichte in Gemüse. Dieser Verlust ist größer als man denkt. So sank der Kupfer Gehalt seit 1940 um 76%, der Calcium Gehalt um 46% und der Eisen Gehalt um 27%. Dies ist auf eine Bodenübernutzung zurückzuführen. Außerdem zeigt er, wie viel Pflanzenschutzmittel Rückstände in einem Müsli zu finden sind.
Später geht er in seinem Vortrag darauf ein, wie man die Justus Liebig Aussage: „Ein Boden ist fruchtbar für eine gegebene Pflanzengattung, wenn er für diese Pflanze notwendigen mineralischen Nahrungsstoffe, in gehöriger Menge, in dem richtigen Verhältnis und in der zur Aufnahme geeigneten Beschaffenheit enthält“. Diese Vorgabe ist zu überdenken, um 2050 10 Milliarden Menschen ernähren zu können. Es wird wichtiger denn je, dass man den Humusaufbau stärkt, indem man auf den maximalen Ertrag verzichtet und dafür statt 5t CO2 pro Hektar, 10 t CO2 pro Hektar im Boden speichern kann.
Der abschließende Vortrag des Nachmittags wurde von Josef Settele, einem Mitglied des Deutschen Zentrums für Integrative Biodiversitätsforschung gehalten. In seinem Vortrag ging er darauf ein wie der Mensch die Biodiversität beeinflusst. So zeigt er Grafiken, die veranschaulichen, dass beispielsweise die Honigbiene in Deutschland einen stärkeren Rückgang zeigt als in China. Insgesamt sind aber trotzdem 40% aller Bienenarten gefährdet. Der Ökonomische Wert der Bestäubung der durch Biene, Hummel und Co. erfüllt wird liegt jährlich zwischen 250 bis 600 Milliarden Euro. Also sollte es wohl hoffentlich möglich sein, dass man das Artensterben der fleißigen Bienen eindämmt und sie so Kosten und Mühe der Zukunft ersparen kann. Professor Settele ist Coautor der internationalen Studie „Thematisches Assessment zu Bestäubern, Bestäubung und Nahrungsmittelproduktion“.
Helene Fattinger, 4. Jahrgang